JAZZ
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
P hilip Dizack
SINGLE SOUL
SINGLE
SOUL
Cr iss C ross J a z z /H M CD
(5 7 ')
Sauter, Schläppi, Rossy
PERCEPTIONS
C a tw a lk CD
(51’ )
Ein Sound, in dem die Jazzhistorie
mitschwingt, und mit individueller
Phrasierung gebotene Improvisa-
tionen sind die besten Vorausset-
zungen, um sich im Jazztrompe-
ten-Genre als Künstler mit eigener
Stimme zu etablieren. Bei dem für
außergewöhnliche Talente geeich-
ten Criss Cross Label gelingt das
Philip Dizack aus dem Stand. Der
Trompeter verfügt über sämtliche
der aufgezählten Eigenschaften
und punktet darüber hinaus als
Komponist: Vom hymnischen A l-
bum-Titel bis hin zum groovigen
„Take Me With You“ versieht er
zeitgemäßen Modern Jazz mit fan-
tasievollen Ergänzungen.
G.F.
Ein ums andere Mal beweist Jorgy
Rossy seine Extraklasse. So auch
hier: Er spielt straight, sophistica-
ted, nie selbstverliebt, immer eine
Spur dirty. Dazu kommen hier Dani-
el Schläppis präsent präzise Bass-
lines, die sich auch zum virtuosen
Soli auswachsen können, schließ-
lich als Kern der Truppe Tomas
Sauters hallige Leadgitarre. Sein
Ton ist kraftvoll. Er beweist ein gu-
tes Timing, streut genügend Luft
zwischen die Noten, setzt behut-
sam Effekte ein. So ergibt sich ei-
ne Schwerelosigkeit, die manchmal
ein wenig zu sehr an Frisell erin-
nert. Aber auch auf dieser Scheibe
begeistern die drei durch ihr kom-
paktes Miteinander.
T.U.
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THE VOICE OF JAZZ
V e rve 10 C D - B o x S e t
(P re is: z irk a 75 E u ro )
(7 3 4')
Sie zählt zu den Jazz-Diven par excel-
lence: Ella Fitzgerald beherrschte
mühelos einen Stimmumfang von
drei Oktaven. Sobald sie auch nur
ansatzweise eine Melodie intonier-
te, war man von der Klarheit ihrer
Darbietung beeindruckt.
Im Gegensatz zu Sängern aus dem
Klassikbereich, die über ähnliche
stimmliche Voraussetzungen verfü-
gen, gab Ella Fitzgerald ihren Tönen
mitunter eine Bluesfärbung. Ganz
zu schweigen von ihrem einmali-
gen Scat-Gesang, bei dem sie ein-
zelne Silben, Laute oder Wortfetzen
als improvisatorisches Gestaltungs-
mittel einbrachte. Über die Präzisi-
on ihres Tons befand der im Jazz wie
auch in der Klassik bekannte Pia-
nist, Komponist und Dirigent André
Previn: „Die Orchester stimmen ihre
Instrumente nach dem ,A‘ der Oboe
ein, weil sie den reinsten Ton hat.
Ebenso könnten sie es mit einem
,A‘ von Ella tun“.
Ella Fitzgerald (1917-1996) residiert
im Pantheon der Jazzvokalisten an
erster Stelle. Für sie erfüllte sich der
„amerikanische Traum“ vom Aufstieg
aus bitterarmen Verhältnissen in eine
gesicherte Existenz. Die Diva hinter-
ließ uns zahlreiche „Great American
Songbook“- und „Best Of“-CDs. Was
aber bislang fehlte, war eine Edition,
die ihre gesamte Karriere mit exem-
plarischen Aufnahmen veranschau-
licht, ausgehend von ihren frühen
bei Decca über Verve bis hin zu Pablo
Records. Diese Lücke wird jetzt durch
das edle Box-Set Ella Fitzgerald „The
Voice Of Jazz“ geschlossen. Die auf-
wändig gestaltete Edition umfasst
zehn CDs, jede ist mit einem Slogan
Uberschrieben und fokussiert ei-
nen
bestimmten Zeit-
raum in
der Karrie-
re der
Sängerin. Ein
in Leinen
gebunde-
nes
Buch enthält
in
essayistischer
Form
den
Leb ens-
lauf der
K ü n st-
lerin,
seltene Fotos und Anmerkungen zu
den einzelnen Aufnahmen. Von den
ersten Hits Mitte der 1930er Jahre bis
hin zu ihrem letzten Studioalbum mit
dem bezeichnenden Titel „All That
Jazz“ wird ein nuancenreiches Port-
rät geboten, das die Ausnahmestel-
lung der Sängerin bekräftigt.
Weitere Eindrücke, die sich beim
Anhören einstellen: Auf der CD „My
Heart Belongs To Daddy 1935-1939“
werden Ellas erste Erfolgstitel mit
dem Chick Webb Orchester vorge-
stellt. Der bekannte Swing-Drum-
mer hatte den künstlerischen Rei-
feprozess der jungen Sängerin, die
bereits 1934 als 17-Jährige bei einer
Amateur-Show im New Yorker Apol-
lo Theater Aufsehen erregte, in akri-
bisch verlaufenden Proben beschleu-
nigt. Mit seinem Orchester begann
der Stern von Ella Fitzgeralds Karri-
ere zu leuchten:
An-
gefangen
mit „l’U
Chase The
Blues
Away“
über „My
l Melancholy
Baby“
bis hin zu „A
Tis-
ket - A
Tas-
ket“.
Nach
W
e b b s
Tod über-
nahm sie
für einige Jahre sein Orchester. Bei-
spiele dafür finden sich auf „Oh, Lady
Be Good 1939-1949“, wo sich die Vo-
kalistin aber auch schon stärker auf
ihre Solokarriere konzentriert. Ella
brilliert im „Cow Cow Boogie“ mit der
Gesangsgruppe The Ink Spots und di-
versen Studio-Big- Bands. Nach rund
20-jährigem Vertrag bei der Plattenfir-
ma MCA wechselte Fitzgerald im Jahr
1955 zu Verve. Bei dem neu gegrün-
deten Label bekam ihre Karriere einen
weiteren Schub. Das belegen die auf
„I Want To Stay Here-1956-1957“ ver-
sammelten Themen mit „The Duke El-
lington Song Book“ und den Begeg-
nungen der Sängerin mit dem Pianis-
ten Oscar Peterson und dem Trompe-
ter Louis Armstrong.
Man könnte bei jeder der fach-
kundig zusammengestellten CDs
ins Schwärmen geraten. Für das
Geheimnis ihres phänomenalen
Erfolgs hatte Ella Fitzgerald fol-
gende Erklärung: „Ich singe so,
wie ich mich fühle. Ich habe mich
nie als ,schwarze‘ Sängerin gese-
hen, ebenso wenig wie mein Publi-
kum. Deshalb war ich erfolgreich.“
Gerd Filtgen
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STEREO 3/2014 139